Der Atem – dein Komplize für Yoga & Alltag

Alles beginnt mit einer Einatmung. Das gilt für den Beginn unseres Lebens ebenso wie für unsere Yogapraxis.

Wir alle wissen zu atmen. Wir tun es jeden Tag oder genauer: Unser Körper tut es für uns. Es ist das Erste und das Letzte was wir im Leben tun, und in der Zeit dazwischen ist der Atem gemeinsam mit dem Herzschlag unser Rhythmusgeber, unser Metronom.

Im Yoga ist der Atem – flapsig ausgedrückt – der Chef. Der Fluss der Ein- und Ausatmung gibt beim Üben einen Anker für unsere Aufmerksamkeit. Er ist der Anfang jeder Asana, gibt den Rhythmus vor, wenn wir von einer Bewegung in die andere fließen, und ist unser Zeitmaß in der Stille. Atem bewegt uns: wortwörtlich. Selbst wenn der Körper in Ruhe ist, erinnert uns das Steigen und Fallen des Atems daran, dass die Stille lebendig ist.

Pranayama – Lebensenergie & Atem

Es gibt einen ganzen Zweig des Yoga der sich mit dem Atem beschäftigt: Pranayama. Häufig liest man dies als »Atem-Kontrolle« übersetzt, aber das ist nur die Oberfläche. Geht man tiefer, so findet man »Prana« als Lebensenergie übersetzt, ähnlich dem Qi in der chinesischen Medizin oder dem Daoismus, dass auf den Fluss von Atem und spiritueller Energie verweist. »Ayama« kann sowohl mit »Kontrolle«, »Richtung weisen« als auch mit »erweitern« übersetzt werden. Es geht also im Pranayama nicht darum, den Atem in eine Form zu zwingen. Vielmehr eröffnet Pranayama die Möglichkeit, die Nuancen des Atems und seine nährende Kraft kennenzulernen. Durch unsere Konzentration auf den Atem sowie durch das Üben bestimmter Atemtechniken haben wir Einfluss auf unser Bewusstsein und unsere Lebensenergie.

Atem und dein Nervensystem

Wer seinen Atem in verschiedenen Lebenslagen beobachtet, wird gespürt haben wie unterschiedlich er sich anfühlt. Der flache, kurze Atem in einer stressigen oder angstbesetzten Situation ist anderer als der, den wir in einem Zustand von Entspannung wahrnehmen. Und manchmal eignen wir uns aufgrund von chronischem Stress Atemmuster an, die auf Dauer die Stressschleife immer weiter füttern. Während es also stimmt, dass unser Befinden unsere Atmung beeinflusst, so trifft andersherum genauso zu. Der Atem ist unser direkter Kommunikationsdraht zum eigenen Nervensystem, und die Art und Weise, auf die wir atmen, beeinflusst nachhaltig unser Wohlbefinden.

»Den eigenen Atem als Komplizen zu entdecken, sich mit ihm vertraut zu machen und ihm Raum zu geben, ist vielleicht die erste und wichtigste Lektion im Yoga, und eine, die weit über die Matte hinaus in den Alltag hinein wirken kann.«

Für den Anfang eine einfache Übung und Atemwahrnehmung aus unserer Mediathek

Setzt dich aufrecht und bequem hin, entweder auf einen Stuhl oder leicht erhöht auf deiner Matte.  Schließ die Augen, wenn es dir angenehm ist und spüre in deine Atmung hinein, ohne einzugreifen. Spüre in welchen Bereich deines Körpers die Einatmung fließt. Sind Einatmung und Ausatmung gleich lang? Oder dauert eine von beiden länger? Schau ob du am Ende der Einatmung und am Ende der Ausatmung eine kleine Pause wahrnehmen kannst.

Beginne nun bewusst den Atem in Richtung deines Zwerchfells und deiner Bauchdecke zu lenken. Lass die Einatmung leicht (ohne Anstrengung) und voll sein. Achte darauf vollständig auszuatmen, die Betonung der natürlichen Pause am tiefsten Punkt deiner Ausatmung hilft dir dabei (auch hier: Ohne Anstrengung, lass deinen Körper entscheiden, wann es wieder Zeit ist einzuatmen) Versuche, deine Ausatmung jetzt kontinuierlich länger werden zu lassen. Zähle beispielsweise bei der Einatmung bis 3 und erhöhe die Dauer der Ausatmung stufenweise auf 4, dann 5, zum Schluss auf 6, bis deine Ausatmung doppelt so lang dauert wie deine Einatmung.

Und hier der Link zum Übungsvideo: Atme aus – Pranayama

Unser Tipp zum Weiterschauen:

Unser Tutorial Video zum Thema Atem, aus dem Programm »Yoga me Softly«